Es war ein Szenario, das in vielen Ländern undenkbar scheint: Ein Abgeordneter des nationalen Parlaments trifft sich online, im T-Shirt und ein Kaltgetränk in der Hand, mit Menschen aus aller Welt, beantwortet ihm vorab nicht bekannte Fragen, diskutiert auch heikelste Themen mit offenem Visier und bietet bei Unkenntnis bestimmter Details Expertenhilfe an.
Die Stipendiatinnen, Stipendiaten und Alumni des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), die sechs Kontinente repräsentierten, zeigten sich bei der Zusammenkunft mit Dr. Danyal Bayaz, Grünen-Parlamentarier im Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen, ob dieser für viele ungewohnten Transparenz beeindruckt. Und gleich mehrere äußerten zugleich die Hoffnung, auch in ihren von unterdrückter Meinungsfreiheit und Zensur bis hin zu Korruption und Kriegen gebeutelten Heimatländern eines Tages ein solches Maß an Freiheit erreichen zu können.
Bei der vom DAAD-Freundeskreis Rhein-Neckar organisierten Veranstaltung stellte sich Bayaz zunächst kurz vor und erläuterte seinen Alltag als Berufspolitiker, ehe die (Nachwuchs-)Akademikerinnen und Akademiker unterschiedlichste Themenfelder zur Sprache brachten. Dabei schlugen sie den Bogen von den großen, globalen Herausforderungen unserer Zeit – der Corona-Pandemie, dem Klimawandel oder auch dem seit nunmehr neun Jahren andauerenden Syrienkrieg – über europäische Fragen wie den möglichen EU-Beitritt der Türkei bis hin zu aktuellen innenpolitischen Angelegenheiten wie der Affäre um den CDU-Politiker Philipp Amthor und daraus folgende Konsequenzen im Umgang mit Lobbyismus. Gerade bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die aus ihren Heimatländern zugeschaltet waren, etwa aus Nepal oder dem Sudan, war zudem das Interesse an den bilateralen Beziehungen mit Deutschland groß. So erkundigte sich Rupesh Shrestha aus Kathmandu nach der geplanten Reform der Entwicklungszusammenarbeit und ihren Auswirkungen auf Nepal und Samir Shaheen aus Karthum nach den Perspektiven Sudans im Zuge der letztjährigen Revolution, die den langjährigen Diktator Omar al-Bashir zu Fall brachte.
„Es war schön zu sehen, dass Herr Bayaz nicht nur seine politischen Standpunkte präsentierte, sondern auch genau zuhörte“, lobte Dušan Kondić aus Bosnien-Herzegowina. Das Treffen habe „beispielhaft gezeigt, wie Politiker näher zu den Menschen kommen können und umgekehrt.“ Erick Agure aus Kenia freute sich, dass sich Bayaz „extra Zeit für uns genommen hat.“ Er habe vor allem viel Wissenswertes zum Thema Klimawandel erfahren, „gerade was die Hilfe der deutschen Politik für stark gefährdete Entwicklungsländer anbelangt, damit diese resilienter werden und auf unerwartete Ereignisse adäquat reagieren können.“ José Manuel Pavón Vazquez aus Mexiko fand besonders den Appell des Bundestagsabgeordneten, dass „die Staatsangehörigkeit kein Hindernis sein“ dürfe, bemerkenswert. Mit seinen Ideen für die Herausforderungen der Zukunft bringe der 36-Jährige die Sicht vieler jüngerer Menschen in die Debatte ein, was Deutschland zu einem Vorreiter machen könne, insbesondere im Bereich der Energiepolitik.
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