Früh um 6:45 des 14.10.2023 fanden sich 6 DAAD Stipendiaten, 6 Alumni (darunter die Organisatorin) und 5 Gäste am Tübinger Hauptbahnhof ein. Via Sigmaringen fuhren wir mit Zug und Bus nach Überlingen an den Bodensee und von dort aus weiter zur barocken Wallfahrtskirche Birnau. Von dort aus bietet sich ein guter Ausblick über den See.
Weiterhin besuchten wir dort den KZ-Friedhof, um uns auf die spätere Führung im Goldbacher Stollen vorzubereiten. Davor ging es aber zunächst mit dem Bus weiter nach Meersburg. Als Einheimische konnte ich dort selbst eine Stadtführung anbieten, die zu verschiedenen Aussichtspunkten und historischen Bauten führte.
Nach einer Mittagspause nahmen wir um 13:50 ein Schiff der Weißen Flotte nach Überlingen. Auf der einstündigen Fahrt konnten wir auch die Kirche sehen, die wir am Vormittag besucht hatten. Vom Landungsplatz in Überlingen war es ein 20-minütiger Fußmarsch zum Eingang des Goldbacher Stollens. Leider überkam uns auf dem Weg ein Unwetter, sodass wir klatschnass zum Treffpunkt kamen, wo uns ein Mitglied der Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen und KZ Aufkirch in Überlingen e.V. erwartete, um uns eine englischsprachige Führung durch die Tunnelsysteme zu geben.
Der Goldbacher Stollen war ein Projekt der Nationalsozialisten, um nach dem Bombenangriff auf Friedrichshafen im April 1944 die dort ansässige kriegsrelevante Industrie unterirdisch weiterarbeiten zu lassen. Innerhalb etwa eines halben Jahres wurden durch Zwangsarbeiter ein mehrere Kilometer langes Stollensystem in den Berg getrieben. Allerdings wurde das Projekt bis Kriegsende nicht fertiggestellt. Das zugehörige KZ Aufkirch war eine Außenstelle des KZ Dachau. Mehr als ein Viertel der ca. 800 Inhaftierten überlebten die grausamen Bedingungen nicht. Unser bereits betagter Führer erzählte uns, dass er als Junge in der Nachkriegszeit den Stollen erkundet hatte, was unter den Überlinger Jugendlichen als Mutprobe galt. Zur abschließenden Aufmunterung berichtete er uns von der einzigen erfolgreichen Flucht zweier Häftlinge in die Schweiz.
Wieder zurück am Tageslicht blieb uns genug Zeit für ein Heißgetränk, bevor wir uns auf den Rückweg nach Tübingen machten. Erst um 21:30 kamen wir müde und mit immer noch nassen Füßen am Hauptbahnhof an.
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