Alles hat im Januar mit einer E-Mail angefangen, als Sibylle, die Leiterin unserer DAAD-Freundeskreisgruppe in München, uns mitgeteilt hat, dass es die Möglichkeit gibt, ein Wochenende in einer deutschen Familie am Bodensee zu verbringen.
Die Idee fand ich von Anfang an toll. Denn nicht oft bekommt man die Chance, die Kultur und die Lebensweise der Deutschen aus der Nähe mitzuerleben. Nach kurzen Überlegungen habe ich in dem Antwortbrief geschrieben, dass ich gerne mitmachen wollte. Dazu musste ich nur den kleinen ausgefüllten Fragenbogen mit Basisinformationen über mich und ein Foto hinzufügen. Das hat mir gefallen, weil es wenig Zeit gekostet hat. Nach einer Woche hat die Familien-Koordinatorin, Frau Witte, die passende Familie für mich in Ravensburg gefunden. Für die perfekte Organisation möchte ich mich bei Sibylle und Frau Witte bedanken.
Meine Gastgeberfamilie bestand aus Peter und Daniela. Wir haben sehr schnell einen passenden Termin Ende März gefunden und sind einig geworden. Die Busverbindung zwischen München und Ravensburg ist sehr bequem. Die Fahrt dauert in der Regel drei Stunden, die sehr schnell vorbeigehen, weil man die Schönheit der Natur und der alten Städten vom Fenster aus genießen kann. Als ich am Freitagabend in Ravensburg angekommen bin, hat Peter auf mich schon gewartet. Zu Hause haben die beiden mir schwäbische Spezialitäten gekocht, und zwar, schwäbische Linsen mit Spätzle und Würstchen, was sehr lecker war. Dazu haben wir örtliches Bier getrunken. Als ich in den Keller gegangen bin, um Bier zu holen, war es für mich erstaunlich, wie groß die Auswahl war! Es gibt viele verschiedene kleine Brauereien in der Region, wie die Familie mir später erklärt hat. Nach dem Essen haben wir gemütlich im Wohnzimmer gesessen und viel geredet. Während des ganzen Wochenendes haben wir viel über verschiedene Themen gesprochen, von kulturellen Unterschieden zwischen Deutschen und Russen, bis zur ingenieurwissenschaftlichen Industrie 4.0 und zu den 5G Mobilfunknetzen. Daniela und Peter besitzen Kenntnisse über unterschiedliche Lebensbereiche, deswegen war es für mich sehr interessant, ihnen zuzuhören. Ich kann sagen, dass ich viel Neues gelernt habe.
Am Samstagmorgen sind wir zum örtlichen Markt gegangen, um einzukaufen. Da der Markt sich in der Altstadt befindet, konnte ich parallel die Architektur betrachten. Es lohnt sich unbedingt, die Stadt zu besichtigen. Die goldenen Zeiten von Ravensburg waren in Mittelalter. Deswegen gibt es dort viele mächtige Wehrtürme, schöne Häuser und prachtvolle Kirchen aus dieser Epoche. Ich habe noch nie so viele Menschen in Deutschland auf einem Markt gesehen. Damit unterstützen die Leute Kleinunternehmen und bekommen frische Lebensmittel von höchster Qualität. Nach der Rückkehr vom Markt hatten wir frische Brötchen und verschiedene Käsesorten aus dem Allgäu zum Frühstück. Auch habe ich die leckeren hausgemachten Konfitüren aus Beeren und Orangenmarmelade gegessen.
Gegen Mittag ist das Wetter viel angenehmer geworden. Deshalb haben wir uns entschieden, in die kleine Stadt Meersburg am Bodensee zu fahren. Dort haben wir mit dem Spaziergang über die schöne Seepromenade angefangen. Danach haben wir in einem gemütlichen Lokal mit toller Aussicht gesessen und einheimischen Wein ausprobiert. Leider waren die Berge auf der anderen Seite des Sees den ganzen Tag lang versteckt. Deswegen habe ich sie nur auf den Ansichtskarten, die ich gekauft habe, gesehen. Aber das ist ein guter Grund, nach dorthin wiederzukommen!
Ich habe bis zu dieser Reise viele Witze über den schwäbischen Dialekt gehört. Da Peter und Daniela in dieser Region geboren sind, sprechen sie beide schwäbisch. Mit mir haben sie natürlich hochdeutsch gesprochen, aber mit örtlicher Färbung, die ich sehr angenehm fand! Jetzt weiß ich auch ein paar Wörter auf schwäbisch und verstehe die Nutzung des Suffixes „le“, das man dort gerne an so viele Wörter anhängt.
Ende Februar, direkt nach der letzten Prüfung, habe ich das Forschungspraktikum, das man in Vollzeit macht, an der Uni angefangen. Deswegen war ich sehr müde und erschöpft in den letzten Wochen. Dank Peter und Daniela fühle ich mich wieder gestärkt und voller Energie. Nun bin ich bereit, weiter die Herausforderungen des Praktikumsprojekts zu meistern! Deswegen kann ich anderen Stipendiaten nur empfehlen, diese schöne Möglichkeit zu nutzen.
Ein Bericht von Nikolay K. , Moskau/Russland
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